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- Ich referiere heute über Çatalhöyük in der Türkei.
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- Çatalhöyük liegt auf der Konya-Ebene, südlich von Ankara,
ungefähr 140km von der Mittelmeerküste entfernt.
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- Çatalhöyük wird seit 1993 von einem internationalen Team unter
der Leitung von Herrn Dr. Ian Hodder erforscht. Hodder ist seit 1999 ein Professor
am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie an der Stanford
Universität in Kalifornien. Vorher war er an der Cambridge
Universität.
- Ian Hodder geht Methodologisch sehr anders vor als James Mellaart.
- Damit wir den Unterschied verstehen können, ist es hilfreich, ein bißchen
Geschichte zu erzählen.
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- Ich werde diese Themen ziemlich kurz darstellen; Sie brauchen keine
Notizen dazu aufschreiben. Mehr Informationen können Sie in der Literaturliste
in meinem Handout nachsehen.
- Die Ausgrabung von James Mellaart ist 1965, nach 4 spektakulären Kampagnen,
unter ziemlich anstößigen Umständen zu Ende gegangen.
- Obwohl er ein paar neuere Methoden benutzt hatte - wie zum Beispiel
Paläobotanikforschung und C-14-Daten - ist Mellaart an seine Ausgrabung auf
Çatalhöyük in ziemlich traditionneller Weise herangegangen.
- Aber während Mellaart auf Çatalhöyük ausgrub, fand anderswo
im archäologischen Feld eine äußerst interessante Diskussion statt.
- Diese Diskussion erreichte ihren Höhepunkt 1968, ein Jahr nach der
Veröffentlichung von Mellarts Buch über Çatalhöyük, mit zwei
Büchveröffentlichungen, eine in den USA und eine in England.
- In den USA war es "New Perspectives in Archaeology" von Sally und Louis Binford.
- In England war es "Analytical Archaeology" von David Clarke.
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- Seit 1962 behaupteten die "neuen Archäologen" daß Archaeologie sich
den naturwissenschaftlichen Disziplinen annähern müßte.
- Sie sahen Kultur als die evolutionäre Anpassung von Menschen zu ihre
Umgebung an.
- Sie behaupteten daß Archäologie, wie Naturwissenschaft, mit der
hypothetikodeduktiven Methode erforscht werden sollte.
- Daß bedeutet, das ein Forscher eine Hypothese definiert, und dann experimentiert
oder forscht, damit er Daten sammelt, die entweder seine Hypothese
bestätigen oder nicht.
- Sie befürworteten auch die Nutzung von naturwissenschaftlichen Methoden
in der Archaeologie.
- Ihr Ziel war, universelle Gesetze über menschliche Kultur zu entdecken.
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- Ian Hodder war einst, 1969, ein Student von James Mellaart. 1974 hat er sein
Doktorstudium unter David Clarke abgeschlossen.
- 1980 ist er Führer von einer Gruppe von Archäologen, meist Studenten,
geworden, die die Ideen von den "neuen Archäologen" kritizierten.
- Hodder veröffentlichte eine fundamentale Auffassung von seiner neuen
Philosophie in seinem 1986 erschienenden Buch "Reading the Past".
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- Die Gruppe nannte sich "postprozessuale Archäologen" und postulierte,
daß Kultur mehr als eine evolutionäre Anpassung sei.
- Sie behaupteten, daß strikt "Hypothetikodeduktivismus" die Forschung von
einigen archäologischen Bereichen - wie zum Beispiel von Ideologien und Religionen -
unmöglich machte.
- Darüber hinaus argumentierten sie, daß die hypothetikodeduktive
Methode zu falschen Folgerungen führen konnte, weil dieselben Daten
eventuell mehrere verschiedene Hypothesen unterstützen könnten
(dieses Problem heißt "Äquifinalität").
- Schließlich behaupteten sie, da&szltg; Beachtung des Symbolismus sehr wichtig
sei, wenn man Menschen verstehen wolle, und daß, es durchaus möglich wäre,
sich Fragen über Symbolisums anzunähern.
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- Hier, nur kurz, sind einige von den Grundsätzen des Postprozessualismus
dargestellt.
- Erstens muß man das Problem des hermeneutischen Zirkels verstehen.
- Das, was ich lernen kann, bezieht sich auf was ich "weiß" (inklusive meine
Vorurteile).
- Ich kann meine Vorurteile nicht vollig ausklammern.
- Wie kann ich meine Vorurteile einschränken?
- Ich kann sie so weit wie möglich erkennen und beschreiben.
- Ich kann mein sogenanntes "Wissen" - meine Theorien und Folgerungen - oft und
ausführlich innerhalb des Teams mitteilen und diskutieren.
- Ich kann anderen, auch untraditionellen Perspektiven zuhören und
diese respektieren.
- Ich kann meine Daten und Folgerungen ausführlich und prompt
veröffentlichen, damit andere Leute meine Interpretationen nachprüfen
können.
- In diesem Sinne belästigten Ian Hodder und seine "Postprozessualisten" ab 1980
andere Archäologen mit diesen Ideen. Einige diese Archäologen wurden zunehmt
ungeduldig.
- Während mehr als eines Jahrzehnts prädigte er seine Ideen, ohne diese
selbst in einer Ausgrabung zu implementieren.
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- Schließlich sagten ihm sogar Gleichgesinnte, daß, wenn er ernst
genommen werden wollte, daß seinen Worten nun endlich Taten folgen
jüßten. Dazu brauchte er ein eigenes Projekt, vorzugsweise
eine große Ausgrabung mit vielen Möglichkeiten für seine
Symbolismusforschung.
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- Also fuhr Ian Hodder nach Çatalhöyük.
- 1993 fing er mit einer Geländebegehung an und zwei Jahre später,
1995, fing das Team an zu graben.
- Die erste Ausgrabungsphase ging bis 1999. Die Berichte von dieser
Phase sind 2005 veröffentlicht worden.
- Informationen über die Forschungen seit 2000 befinden sich auf der
Çatalhöyük Website. Die URL davon finden Sie in meinem
Handout.
- Am Anfang der Expedition paßte das ganze Team gerade in einem Land-Rover.
Jetzt ist es eine Mannschaft von fast 200 Personen aus Kalifornien, der Türkei,
Großbritannien, Polen und vielen anderen Staaten.
- Trotzdem, aufgrund ihrer ziemlich verschiedene Methoden, haben sie bis jetzt
viel weniger Erde als Mellaart versetzt. Mellaart hat innerhalb von 4
Kampagnen 200 Gebäude freigelegt; in 13 Kampagnen im Vergleich hat das
Hodder-Team nur 60 Gebäude freigelegt.
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- Hier sehen Sie einen Plan von der derzeitigen Ausgrabung. Oben links sehen
Sie einen älteren Plan vom 2000.
- Teams von verschieden Instituten graben in verschiedenen Arealen aus.
- Sie haben insgesamt bis jetzt 16 Schnitte geöffnet.
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- Hier, zur Erinnerung, sehen Sie wieder die Karte von der Türkei.
- Çatalhöyük befindet sich ein bißchen westlich von Can
Hasan, und südüstlich von Ashikli Hoyuk.
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- Çatalhöyük war im PPNB, PPNC, und Chalkolithikum
besiedelt.
- Der Westhügel ist später besiedelt worden und ist überwiegend
chalkolithisch.
- Es gibt auch Überreste von viel späteren Siedlungen in der
römischen und byzantinischen Zeit.
- Bis März 2007 haben die Ausgräber 122 C-14-Daten auf dem Osthügel gesammelt,
und weitere 2 auf dem Westhügel.
- Die Daten berichten, daß Çatalhöyük zur selben Zeit
wie Can Hasan besiedelt war, und ein bi&szllig;chen später als Ashikli Hoyuk.
- Çatalhöyük wird später als Gobekli Tepe und Nevali
Chori im Osten datiert, und auch - zum Teil - später als Chayonu.
- Diese Daten wurden 2005 veröffentlicht. Dan neuesten Stand
können Sie auf der CANEW-Website oder in unserem Handouts vom Freitag
sehen. Es ist inzwischen nicht viel geändert worden.
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- 16 Schichten sind auf dem Osthügel gefunden worden.
- Sie datieren von ungefähr 7400 bis 6200 vor Christus, kalibriert.
- Die Westhügeldaten befinden sich zwischen 6000 und 5500 vor
Christus.
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- Hier sehen Sie einen Plan von einem der 16 Schnitte.
- Das Hodder-Team hat, wie Mellaart, mehrräumige rechteckige Häuser
überall auf dem Tell gefunden.
- Sie haben auch offenbar sorgfältig gepflegte Abfallhaufen zwischen den
Gebäuden und in verlassenen Gebäuden gefunden.
- Am Hügelrand fanden sie Laufställe und Kalkbrenngruben.
- Sie haben bis jetzt nichts gefunden, das wie ein öffentliches
Gebäude aussieht, und auch keine Tempel, Straßen, Plätze,
und Schutzmauern.
- Die Gebäude in späteren Schichten scheinen ein bißchen
größer zu sein als die früheren Gebäude.
- Die Gebäude sind offenbar nicht in Schichten gebaut worden; sie sind
einzeln gebaut worden.
- Es gibt keine Zerstörungsschichten, obwohl einzelne Gebäude
ausgebrannt sind.
- Die Häuser sind aneinander gebaut, aber fast ausschließlich
mit ihren eigenen vier Wänden und eigenen Fundamenten.
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- Hier sehen Sie, nur als Beispiel, eine von den vielen Schnittzeichnungen.
- Neue Häuser sind oft auf die teilweise auseinandergebauten Wände
von älteren Häusern gebaut worden.
- Die Hausmauern waren aus Lehmziegeln gebaut. Sie hatten eine
durchschnittliche Breite von 40cm und waren einst 2,5 bis 3 m hoch.
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- Hier Sehen Sie eine Reihenfolge von Hausmauern aus Schichten 7, 8 und 9.
- In den frühesten Schichten war jede Lehmziegel mehr als 1m lang. In
späteren Schichten schrumpften sie deutlich.
- Die Häuser besitzen Kalkputzböden.
- In den sehr frühen Schichten war dies sehr harter, gebrannter Kalkputz,
- aber in den meisten Schichten war es ein weicher Lehmputz, der ziemlich oft
erneuert werden mußte.
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- Es gab keine Fenster; das Haus wurde von oben erreicht, über eine Treppe
oder Leiter, fast immer in der Nähe des Südwands des Hauses.
- Normalerweise gab es einen Ofen an der Sudwand und in der Nähe vom
Ofen oft einen Herd.
- Es gab Holzsäulen in den Haupträumen, die ein bißchen von den
Wänden abgesetzt sind.
- Die Nebenräume zeigen Spuren von eingebauten Vorratsbehältern.
- Alle Innenwände waren mit Kalkputz bedeckt.
- Die Ausgräber haben Spuren von Reparaturen gesehen, wo die Wände
zusammengefallen waren.
- Es gab auch deutliche Spuren von Renovierungen, zum Beispiel von Ofenumbau
und Zumauerung von Zugängen zwischen Räumen.
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- Hier sehen Sie ein Foto von einem typischen Haus.
- Die Böden von den Hauptzimmern bestanden aus Plattformen von verschiedenen
Höhen, getrennt durch Kanten oder Erhöhungen.
- Die südliche Plattform mit dem Ofen ist auch die unterste. In diesem Foto
schauen wir nach Süden, also ist das Ofen oben links.
- Dachbruchteile zeigen auch Spuren von Gebrauch; es wird vermutet, daß
die Dächer zumindest im Sommer für das Alltagsleben benutzt worden sind.
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- Hier ist die, man könnte sagen, Küche vom selben Haus.
- In der Mitte unten sehen Sie den Ofen, ursprünglich an die Wand angelehnt.
- Links oben sehen sie den Herd.
- Rechts vom Ofen sehen sie Spuren vom Platz, wo die Treppe usprünglich
hinuntergekommen ist.
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- Das Hodder-Team, genau wie Mellaart, hat Wandmalereien, Reliefs, und Installationen
gefunden.
- Auch wie in der Mellaart-Ausgrabung haben sie Reliefs und Installationen mit
Tierknochen gefunden.
- Die Ausgräber haben den Relief-Verputz vorsichtig abgelöst und haben
gesehen, daß die Reliefs vielmals verputzt worden sind.
- Zwischen bemalten Verputzen gab es meherere Schichten von unbemalten Putz.
- Die Wandmalereien, die vom Hodder-Team gefunden worden sind, sind
überwiegend geometrisch.
- Die Wandmalereien waren auch nicht durchgehend sichtbar; Schichten von bemaltem
Putz sind durch mehreren Schichten unbemalten Putz getrennt.
- Wandmalereien, Reliefs und Installationen befinden sich fast immer an der
Nordseite des Hauses.
- Die Südseiten, in der Nähe vom Ofen und von der Treppe waren undekoriert.
- Häuser in den spätesten chalkolithischen Schichten am Westhügel
hatten unbemalte Wände.
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- Die Plattformen zeigen Abdrücke, wo ursprünglich Matten gelegen haben.
- Das Team für mikromorphologische Forschung hat die Böden und Wände
gründlich unter den Mikroskop untersucht.
- Wand- und Bodenputz ist regelmäßig und oft erneuert worden.
- Der Bodenputz an der Südseite des Hauptzimmers war braun-orange, grob und dick,
und zeigte Spuren vom Alltagsleben.
- Der Bodenputz an den höheren Plattformen war weiss, fein, dünn und sauber.
- Das Team für mikromorphologische Forschung hat Spuren von Alltagsbenutzung -
zum Beispiel Pflanzenüberresten - in allen Gebäuden gefunden, auch denen,
die von Mellaart als "Schrein" bezeichnet worden sind.
- Der Wandputz im Hauptzimmer war weiss, dünn und zeigte wechselnden saubere und
rußige Schichten.
- Der Wandputz in den Seitenzimmern war braun-orange, grob und ist weniger oft
erneuert worden.
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- Mellaart dachte, daß die Einwohner von Çatalhöyük
überwiegend Rind gegessen haben, aber 56% von den Tierüberresten,
die das Hodder-Team gefunden hat, kommen von Schafen.
- Das Hodder-Team untersuchte auch die Menschenknochen und fand, daß die
Einwohner ihre Protein hauptsächtlich von Schafen bekommen haben.
- Es ist möglich, daß Mellaart weniger Schafknochen gefunden hat,
weil er die Erde nicht gesiebt hatte, und deshalb die kleineren Knochen übersehen
hat.
- Das Team untersuchte die Rinder-, Schaf- und Ziegenknochen um zu sehen, ob
die von domestizierten Tieren kamen.
- Die Tiere, von denen die Rinderknochen stammen, waren offenbar genau so
groß wie die Wildtiere in der Gegend, und hatten dieselbe Größe
wie die Rinder in Ashikli Hoyuk.
- Die Schafe waren offenbar signifikant kleiner als die in Ashikli Hoyuk und
nur ein wenig größer als die in einem Ort namens Fikirtepe, der
jenseits des Bosporus liegt und der sicherlich domestizierte Schafe hatte,
weil dort keine Wildschafen gelebt haben.
- Das Team untersuchte auch die Lebensalter der Tiere.
- 51% der Rinder waren erwachsen oder fast erwachsen, während nur 23% der
Schafe und Ziegen so alt waren.
- Die momentare Schlußfolgerung ist, daß die Ziegen und Schafe domestiziert
waren, aber die Rinder nicht.
- Es ist bemerkenswert, daß obwohl die Leute überwiegend Fleisch von
domestizierten Tieren gegessen haben, sie überwiegend Knochen
von wilden Tierarten für ihre Installationen und absichtliche Lagerungen
im Haus benutzten.
- Offenbar waren die symbolisch wichtigen Tierarten andere als die Tierarten, die
für das Alltagsleben wichtig waren.
- Das Team hat auch Knochen von Pferden, Hunden, Wildschweinen, Wildkatzen und Rehen
gefunden, und auch Knochen von Vögeln, Mäusen und anderen Kleintieren.
- Das Team hat auch viele Süßwassermuscheln gefunden, sowie mehrere Muscheln
aus dem Mittelmeer und 6 ganz interessante Muscheln, die den langen Weg vom Roten
Meer gereist sind.
- Neulich hat das Team auch ein ganzes Schaf innerhalb einer Menschenbestatttung
gefunden. Es is völlig unklar, was das bedeuten soll.
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- Das Team had auch viele Pflanzenüberreste gefunden, besonders in den
Seitenzimmern.
- Sie haben besonders viel Getreide, Einkorn, Erbsen, und Zürgelfrüchte
gefunden, dazu auch Eiche- und Wachholderholzkohlen.
- Das Getreide ist sicherlich domestiziert worden, denn es wächst nicht wild
in der Gegend.
- Die Ausgräber stellten fest, daß die Matten auf den Plattformen
in verschiedenen Sorten verteilt werden konnten, einige gröber, einige feiner.
- Das Team hat auch Überreste von Körben und Untersetzern gefunden.
- Junge Leute und einige Erwachsene waren in Körben bestattet; andere
Leichen von Erwachsenen waren mit Seilen gebunden.
- Kleine Babies waren in Körben bestattet, die oft mit Blumen verziert waren.
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- Geschlagene Steingeräte waren überwiegend (97%) aus Obsidian, aber
es gab auch ein bißchen Feuerstein.
- Hier sieht man eine Obsidianklinge. Der Obsidian stammte aus Kappadocien und
Ostanatolien.
- Das Team hat Vorformen, Abschlagen, und fertige Werkzeuge gefunden, aber keine
Steinkerne. Offenbar war der Stein schon als Vorform importiert worden.
- Ein Obsidianspiegel ist 2004 gefunden worden, leider ohne Kontext.
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- Hier sehen wir ein Feuersteinmesser mit Knochengriff im Form eines
Wildschweins. Wir haben das Messer am Samstag besser gesehen.
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- Ein wenig Obsidian ist in Gräbern gefunden worden, aber jedes Haus besaß
ein Obsidianlager, das neben dem Ofen eingegraben war.
- Dies ist ein Beispiel davon.
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- Geschliffene Steingeräte sind üblicherweise in Abfallhäufen
gefunden worden, aber auch auf Fußböden und woanders.
- Reibgeräte sind normalerweise aus Basalt, schwer benutzt, öfters
zerbrochen, und manchmal danach für andere Zwecke wiederverwendet worden.
- Sie sind normalerweise unverziert und in der Nähe von Öfen gefunden
worden, nie in Gräbern.
- Schleifsteine dagegen sind normalerweise aus Sandstein, ziemlich klein, und
offenbar absichtlich weggeworfen worden, nachdem sie für kurze Zeit verwendet
worden waren.
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- Steingefäße sind auch gefunden worden.
DIA30
- Das Team hat auch mehr als 1600 Knochengeräte gefunden.
- Fast die Hälfte waren Spitzen.
- Sie haben auch mehrere Ringe, Perlen und Nadeln gefunden, und einige Spachteln,
Gewichte, Angelhaken, und viele andere kleine Geräte.
- Knochengeräte sind üblicherweise in der Nähe von Öfen
gefunden worden, außerhalb von Ringen und anderen Körperdekorationen, die in
Gräbern gefunden worden sind.
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- Eine große Vielfalt von Tonobjekten sind gefunden worden.
- In den früheren Schichten sind eine ganze Menge von Tonbällchen in der
Nähe von Öfen und innerhalb von Öfen gefunden worden.
- Sie sind wahrscheinlich während des Kochens benutzt worden, zum Beispiel,
indem sie im Ofen aufgeheitzt worden sind, bevor sie in einem Korb voll Suppe
eingetaucht worden sind.
- Keramik taucht in Schicht 11 auf, und ab Schicht 6 werden Keramikgefäße
zum Kochen benutzt, wonach die Tonbällchen verschwinden.
- Keramikgefäße werden in der Nähe von Öfen gefunden; nie
in Gräbern. In den früheren Schichten sind die unbemalt.
- In sehr späten Schichten gibt es bemalte Gefäße, besonders auf
dem Westhügel.
- Interressant ist, daß die Wandmalereien auf dem Westhügel verschwinden;
die Dekorationen wandern sozusagen auf die Gefäße.
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- Dekorative Objekte sind auch gefunden worden.
- Das Team fand Perlen aus Stein, Knochen, Ton und Muscheln.
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- Die Ausgräber haben auch Tonfigürchen gefunden.
- Sie sind in der Nähe von Öfen gefunden worden - nie in Gräbern.
- Es gab tierähnliche Figürchen wie dieses...
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- ... und dieses ...
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- ... und dieses,
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- und menschenähnliche Figürchen wie dieses...
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- dieses...
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- dieses...
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- und dieses, die vorne wie eine bauchige Frau aussieht, und hinten wie ein Skelett.
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- Das Figürchen links sieht aus wie 2 Frauen, die sich umarmen. Hodder denkt, dies
ist ein Beispiel von "Spannung bezülich Paarung", aber ich sehe das nicht.
Vielleicht hat er keine Schwestern?
- Menschenfigurinen sind oft kopflos gefunden worden, oder mit dem Kopf danebenliegend,
abgebrochen. Sie sehen oft aus, als ob sie vielleicht absichtlich zerbrochen worden
sind.
- Einige Tierfigurinen sind gefunden worden, die mit einem Steinspitz erstochen worden sind.
- Die Figurine in der Mitte hier hat einen Samen in ihrem Rücken verborgen.
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- Dies ist nicht eine Figurine, sondern ein natürliches Stück Stein.
- Der Stein kommt nicht aus der Gegend von Çatalhöyük, er ist offenbar
von weiter Ferne mitgebracht worden.
- Er ist in einem Grab gefunden worden.
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- Das Hodder-Team hat auch Stempelsiegel gefunden.
- Viele davon, wie dieses, waren geometrisch.
DIA43
- Aber es gibt auch diesen Kerl, der Ihnen warscheinlich bekannt vorkommt...
DIA44
- Diese Seite ist ein bißchen bekannter.
DIA45
- Es gab natürlich auch viele Bestattungen auf Çatalhöyük.
- Obwohl offenbar nicht genug, um die ganze Bevölkerung des Hügels
auszuweisen, die auf durchschnittlich 3500 - 8000 berechnet worden ist.
- Überwiegend findet man Bestattungen unter den Fußöden von Häuser.
- Manche Menschenknochen - normalerweise von Erwachsenen - sind auch ein bißchen
durcheienander am Rande des Hügels aufgehäuft gefunden worden.
DIA46
- Dies ist ein Diagramm von Hodder, das die Bestattungsunterschiede zwischen
verschiedenen Plattformen innerhalb eines Hauses zeigen soll.
- Dieses Haus beinhaltete fast 60 Bestattungen.
- Ich habe dieses Dieagramm ein bißchen verständlicher umgebaut habe.
DIA47
- Hier sehen Sie meine Version.
- Es ist ein sehr idealisiertes Schema von einem Haus mit Plattformen.
- Für jede Plattform, unter der Bestattungen gefunden worden sind, gibt es
ein Kreisdiagramm, das die Proportionen von Menschen in verschiedenen
Lebensabschnitten, die dort begraben worden sind, zeigt.
- Die Größe des Diagramms spiegelt die Gesamtsumme von Bestattungen
die unter dem Plattform gefunden worden sind, wieder.
- Zum Beispiel ist nur eine Bestattung unter der Westplattform gefunden worden.
- Sie ist von einer älteren Person.
- Unter der Nordwestplattform sind 22 Bestattungen gefunden worden. Zwölf davon
waren Kinder, usw.
- Dieses Haus ist sehr typisch, da nur Bestattungen von den kleinsten Babies unter
der Südplattform gefunden worden sind.
- Generell tendieren Kleinkind- und Kindbstattungen in Richtung Nordwesten; sehr alte
Leute sind überwiegend unter der Ostplattform bestattet worden.
- Kinder und Jugendliche sind oft underhalb von geometrischen Wandmalereien bestattet
worden.
- Mellaart dachte, daß die Bestattungen überwiegend
Sekundärbestattungen waren, weil die Skelette oft gestört aussahen.
- Aber nachdem das Hodder-Team viele Bestattungen untersucht und fast immer alle
Knochen einschließlich der kleinsten gefunden hat, kam es zu der
Schlußfolgerung, daß es sich nicht um Sekundärbestattungen
handelte, sondern um durch neuere, oberhalbe liegende Bestattungen gestörte
Gräber.
DIA48
- Das Hodder-Team hat auch ein paar kopflose Bestattungen gefunden, wie diese.
- Es scheint, daß der Kopf immer einige Zeit nach der Bestattung
entnommen wurde.
DIA49
- Grabbeigaben existieren, aber sind nicht üblich; wenn sie existieren, sind
sie überwiegend Körperornamente, besonders Perlen, und sind hauptsächlich
mit jungen Leuten assoziiert.
- Hier sehen sie ein Babygrab mit Muschelkette.
- Bestattungen sind oft mit roter Ockerfarbe verziert, oder auch in Kleintierkot
bedeckt. Warum ist nicht klar.
DIA50
- Hier sehen Sie eine Babybestattung in einem Korb.
DIA51
- Hier sehen Sie eine sehr bekannte Ausnahme zu dem Grabbeigabengesetz.
- Diese Frau ist mit einem weiterem geputzten Schädel bestattet.
- Der Schädel war von 3 Schichten von Kalkputz überzogen; er war
warscheinlich eine längere Zeit oberhalb der Erde, bevor er wieder
eingegraben worden ist.
- In diesem Grab ist auch eine Leopardenkralle gefunden worden, der einzige
Leopardenknochen, der bis jetzt in Çatalhöyük gefunden worden
ist.
- Sie können mehr über diese Geschichte in dem Buch "The Leopard's
Tale" lesen.
- Einige Häuser beinhalten viel mehr Bestattungen als andere; diese
Häuser sind auch generell besser ausgestattet.
- Es gibt keine erkennbaren Unterschiede in der Behandlung von Bestattungen von
Männern und Frauen - nicht in den Arten, Orten, oder Beigaben der
Bestattungen.
- Es gibt auch keine erkennbare soziale Untergliederung zwischen Bestattungen.
- Chemische Analysen von Menschenknochen zeigen keine Ernährungsunterschieden
zwischen Männern und Frauen.
- Ältere Leute beider Geschlechter haben oft schwarze Holzkohlenüberreste
auf ihren Rippen, die auf längere Aufenthalte in rauchigen
Zimmern deuten.
DIA52
- Häuser wurden auch alt, starben und wurden begraben, ein
bißchen wie Menschen.
- Besondere kleine Schätze wurden bei Bau in das Fundament eines Hauses
eingelegt
- zum Beispiel Obsidianspitzen und Kleinbabybestattungen.
- Es gibt auch leere Löcher, in denen offenbar etwas eingegraben worden war,
und danach wieder ausgegraben worden ist.
- Objekte wurden auch während eines Umbaus eingelegt - besonders
Figürchen mit abgebrochenen Köpfen.
- Es ist nicht klar, warum einige Gebäude offenbar ihr Lebensende
erreicht hatten, und absichtlich abgebaut worden sind.
- Aber es gab offenbar ein bestimmtes Ritual für die Bestattung eines
Hauses.
- Zuerst wurde das Haus sorgfältig gereinigt.
- Gegenstände wurden absichtlich wieder eingelegt - zum Beispiel Obsidian,
Steinäxte, Knochenspitzen, und Ziegenhörner.
- Manchmal wurde ist der Ofen zertrummert und seine Teile zerstreut worden.
- Aber manchmal haben die Einwohner den Ofen sorgfältig mit Erde
angefüllt, ohne ihn kaputtzumachen.
- Der Kopf und die Füße von Tierreliefs sind oft abgebrochen worden.
- Manchmal ist Putz von den Wänden abgeschlagen worden.
- Manchmal ist das Haus, offenbar absichtlich, in Brand gesetzt worden.
- Auch sind die fleischtragenden Knochen von Großtieren sind auf dem
Fußboden hinterlassen worden - vielleicht nach einem Fest.
- Das Dach und die obere Teile der W&ände sind eingestürtzt worden, und
die hinterbliebenen Stümpfe sind mit Erde gefüllt worden.
- Abfall wurde nie benutzt, um ein Haus zu füllen, wenn die
Einwohner planten, ein neues Haus darüber zu bauen.
- Nachdem das alte Haus aufgefüllt worden war, konnten die alten
Mauer als Stutzen eines neuen Hauses benutzt werden.
- Manchmal, viel später, ist eine Grube gegraben worden, um ein spezifisches
Objekt - wie einen Rinderschädel - wiederhervorzuholen.
DIA53
- Das Hodder-Team hat sich auch die Frage gestellt - warum
Çatalhöyük genau hier gebaut worden ist, und warum es so
groß geworden ist.
- Çatalhöyük sitzt auf ein Schwemmkegel neben dem
Charsamba-Fluss.
- In jedem Frühling überschwemmte der Fluss und verwandelte die ganze Gegend
in einen Sumpf.
- Die Erde ist zwar sehr fruchtbar, aber die Unberechenheit der Überschwemmungen
machte Ackerbau warscheinlich unratsam.
- Das Phytolithen-Team berichtet auch, daß Getreide in
Çatalhöyük ganz sicher in trockener Erde angebaut worden
ist.
- Wahrscheinlich waren die Felder weiter vom Hügel weg, im Süden,
wo der Boden etwas höher liegt.
- Warum lag Çatalhöyük selbst nicht weiter südlich?
- Vielleicht weil es so viel guten Ton in der Nähe gab und auch viel
Mergelquellen für Kalkputz.
- Diese Frage ist längst nicht endgültig beantwortet.
DIA54
- Das Hodder-Team hat eine Reihe von anderen Beobachtungen, wenn nicht Folgerungen,
über den Symbolismus auf neolithischem Çatalhöyük gemacht.
- Das Haus ist der zentrale Ort für den Symbolismus auf
Çatalhöyük.
- Es gibt keine öffentlichen Plätze oder Tempel wie in Gobeckli Tepe
und Chayonu.
- Das Symbolismus existiert auf den Hauswänden von Çatalhöyük
durch das ganze Neolithikum.
- Nur in dem Chalkolithikum migriert es auf tragbare Objekte wie Gefäße.
- Zweitens haben die Ausgräber beobachtet, daß die Einwohner von
Çatalhöyük sehr strenge Unterschiede zwischen den zwei Seiten
ihres Haupthauszimmers gemacht haben.
- Die orangene Unterplattform beinhaltete den Ofen, Obsidianvorkommen,
Kleinstbabybestattungen, und Tonfigurinen.
- Die weißen Oberplattformen enthielten andere Bestattungen, Installationen,
Wandmalereien, usw.
- Diese Gesetze sind durch die Jahrhunderte sehr streng einhalten
worden.
- Drittens waren die Einwohner von Çatalhöyük sehr interesiert
an wilden Tieren, obwohl ihre Ernährung überwiegend von domestizierten
Tieren kam.
- Ich habe das Diagramm schon vorher gezeigt, welches zeigte, daß Tierknochen in
Installationen und beabsichtigten Lagerungen meistens Rinderknochen waren, obwohl
die Einwohner im Alltag sich vornehmlich von domestizierten Schafen und Ziegen ernährt
haben.
- Der Unterschied verdeutlicht, wenn man die Wandmalereien und Reliefs
anschaut. Die beliebtesten Darstellungen sind die von Rindern, Pferden, Leoparden,
und Vögeln.
- Die Installationen und Lagerungen sind auch von den sozusagen gefährlichsten
Teilen dieser Tiere gemacht worden: bevorzugt von Zähnen, Hörnern, und
Krallen.
- Letztendlich zeigten die Einwohner von Çatalhöyük viel
Interesse an Versteckspielen.
- Sie haben Wandmalereien gemacht, und die danach mit Kalkputz verdeckt - und dann
später wieder angemalt.
- Sie haben Objekte in die Fundamente von Häusern eingegraben, und diese viele
Jahre später durch szielgeraden Gruben gegraben, wieder ausgegraben.
- Die haben es auch manchmal mit Menschenschädel gemacht.
- Es mußte Menschen in Çatalhöyük gegeben haben,
vielleicht ältere Leute, die die exakten Orte von begrabenen Objekten
genau erinnern konnten.
- Vielleicht waren diese Leute durch ihre langes Gedächtnis innerhalb
der Gemeinde sehr bedeutsam.
- Ich möchte auch dazu sagen, daß wahrscheinlich ähnliche Leute auch
bevor Menschen vollig sesshaft geworden sind sehr wichtig waren, weil sie die guten
Jagdgegenden, oder die begrabenen Getreidespeicher, oder die Bestattungen von Vorfahren
lokalizieren könnten.
DIA55
- Das Hodder-Team hat auch einige Schlussfolgerungen von den Mellaart-Ausgrabungen
neu überdacht.
- Zum Beispiel haben sie gezeigt, daß es keine großen Unterschiede gab,
zwischen den Gebäuden die Mellaart als Häuser bezeichnete, und denen, die
er als Schreine bezeichnete.
- Das Hodder-Team hat keine Beweise für das Matriarchat in
Çatalhöyük gefunden; dagegen haben sie einige Anzeichen gefunden, die auf
Gleichstellung der Geschlechter deuten.
- Sie konnten auch nicht bestätigen, daß die Einwohner überwiegend
Rind gegessen haben, oder daß die Rinder domestiziert worden sind.
- Stattdessen zeigen Funde darauf hin, daß die Einwohner überwigend
Schafe gegessen haben, und daß die Schafe und Ziegen domestiziert worden
sind.
- Letztendlich gibt es Anzeichen dafür, daß Sekundarbestattungen nicht die
Regel waren in Çatalhöyük.
- Meine Zeit heute erlaubt mir nur einen kleinen Teil dieser Daten und Folgerungen
dieser Ausgrabung zu zeigen.
DIA56
- Für ein intensiveres Studium empfehle ich einige von
den vielen Publikationen des Hodder-Teams.
- Die Ausgraubungsberichte einschließlich 1999 sind in 6 Bänden publiziert worden.
Sie beginnen mit eine Bericht über die Geländebegehung, und enthalten
auch ein Band, der den postprozessuallen Methoden des Teams gewidmet ist.
- The Leopard's Tale von Hodder ist eine Zusammenfassung von einigen Beobachtungen
und Schlußfolgerungen des Teams.
- Michael Balter hat eine spannende und informative Geschichte der Ausgrabung
bis 2003 geschrieben.
- Es gibt auch viele andere Berichte, Artikel und Bücher über
Çatalhöyük.
- Einige sind im Handout aufgelistet, und andere finden Sie auf der Website, die
eine riesige Quelle von Information ist.
- Man findet dort jährliche Ausgrabungsberichte bis 2006, und auch eine
Datenbank von Fundstücken.
- Die Datenbank ist noch in Bearbeitung, und wird letztendlich Information
über alle Funstücke der Hodder-Ausgrabung enthalten.
DIA57
- Ich wüschte, ich hätte viel mehr Zeit über
Çatalhöyük zu berichten, aber ich werde hiermit meine Referat.